Das Suppessen
Die Fleischwurst und die Säge
Wagenbau macht nicht nur Durst, sondern manchmal auch hungrig, „der Mensch lebt schließlich nicht vom Bier allein“. Von daher suchten sich die Männer an Säge, Hammer, Pinsel und mit der Datschhand (für Wagenbaulaien: die Hand, die das Glanzpapier bei der Wagenverzierung in Stellung bringt) immer neue Arten der Festnahrungsversorgung. Besonders beliebt war natürlich die Fleischwurst. Sie war – lange Zeit – preislich recht günstig zu erstehen und schmeckte jedem. Nur sorgte sie dann und wann auch für Missmut, wenn sie nämlich von Peter Hilger auf der Kreissäge geschnitten wurde und sich bei falscher Handhabung der Maschine spritzender Weise in der Wagenbauhalle verteilte.
Am Fastnachtssamstag bereiteten die Schafskopffrauen ihren viel beschäftigten Männern eine Freude und kochten Bunnesopp, zu hochdeutsch: Bohnensuppe. Hauptbestandteil war die wegen ihrer Luft treibenden und durchschlagenden Wirkung berüchtigte Saubohne. Jeder schafskopfanische Gartenbesitzer hatte ob des speziellen Vereinsbedarfs die Pflicht, jährlich zwei Stangen dieser Bohnenart anzupflanzen, zu hegen und zu pflegen – und zur richtigen Zeit die Ernte einzufahren. Gertrud (Tutti) Hilger, lange Zeit auch in der Mittelstraße Gastgeberin und Küchenchefin, Maria Kamenz, Margret Monreal und Martha Neideck hatten in aller Regel die Federführung.
Das Bohnesupp-Essen fand anfangs bei Peter Hilger in der Mittelstraße statt, zunächst in dier Küche und später in der Garage. Als es gefestigte Tradition im karnevalistischen Kalender der Schafsköpfe wurde, baute der Hausherr extra einen Seitentrakt seines Anwesens zu einer gemütlichen Bar aus, in der auch die Bohnensuppe eingenommen wurde.
Tradition mit Bestand
Es blieb von Beginn an natürlich nicht beim Essen der köstlichen Suppe alleine. Man musste schließlich die Fertigstellung des schafskopfanischen Zuggefährtes gebührend würdigen, das zuvor in der jeweiligen Wagenbau-Scheune begutachtet worden war. So manches Bier und Körnchen rann durch die Kehlen. Eines frühen Nachmittags kamen zwei Schafsköpfe verspätet hinzu, die noch für den Veilchendienstagszug in ihrem Bezirk die Spendensammlung durchführten. Diese Sammlungen sind für die eifrigen Sammler nicht ohne Tücken. Denn viele Ochtendunger Haushalte machen sich einen Spaß daraus, die Spendensammler mit Hochprozentigem zu bewirten. So soll es mancher Sammler bei einer Tagesaktion zu nicht mehr als fünf Hausbesuchen geschafft haben.
Als der Schafskopf immer größer und das Suppessen immer beliebter wurde, wechselte es zum Wagenbauhof bei Poly und Irmgard Giering in der Bahnhofstraße. Dankenswerter Weise stellen seither die Winzerfreunde ihre Winzerstube für das Bohnensupp-Essen zur Verfügung. Seither werden auch die jeweiligen Prinzen mit ihrem Gefolge zur Beköstigung eingeladen und besichtigen gleichzeitig den Wagen. Hier kam auch das Kochen der Bohnensuppe in den 1980er Jahren in die Hände von Henk Jansen. Seit vielen Jahren wird die Suppe nunmehr durch unser Mitglied Ludwig Schmitt aus Lonnig gekocht.